Schwarzenegg – Noch nie in den letzten 30 Jahren war die Versorgung mit Agrarrohstoffen derart anspruchsvoll. Corona, schlechte Ernten und der Ukraine-Krieg treiben die Rohstoffpreise in die Höhe. Das Soja Netzwerk Schweiz hat bei seiner Mitgliederversammlung heute die Lage besprochen und kommt zu dem Schluss: Die Versorgung der Schweiz mit GVO-freiem Tierfutter ist sichergestellt. Trotz erheblicher Probleme bei der Futtermittel-Beschaffung kann die Branche die Qualitätsvorgaben aufrechterhalten und das Futter mehrheitlich aus den Nachbarländern beziehen.
Nach drei Jahren Unterbruch trafen sich die Mitglieder des Soja Netzwerk wieder physisch zur Vereinsversammlung in Schwarzenegg im Kanton Bern. Der abtretende Präsident Christian Oesch dankte den Mitgliedern: «Es ist erfreulich, wie die Akteure der Wertschöpfungskette unter den aktuellen Bedingungen die Versorgung der Schweiz mit Futtermitteln sicherstellen. Es spricht für das Soja Netzwerk Schweiz, dass bei der angespannten Situation auf den Beschaffungsmärkten zwar kontrovers diskutiert wird, aber konstruktive und glaubwürdig kommunizierbare Lösungen gefunden werden». Zum ersten Mal steht nun eine Frau dem Soja Netzwerk vor: Turnusgemäss wurde Salome Hofer, Leiterin Nachhaltigkeit Coop zur neuen Präsidentin gewählt.
Zu reden gab die schwierige Beschaffung. Die Auswirkungen der Corona Pandemie, schlechte Ernten und die Unsicherheiten wegen des Krieges in der Ukraine treiben die Rohstoffpreise in nie dagewesene Sphären. So kostete eine Tonne GVO-freies Sojamehl LP (Low Protein) im März kurzfristig über 800 Euro (normal sind ca. 350 Euro). Trotz aller Schwierigkeiten konnten die Beschaffer die Versorgung der Schweiz mit GVO-freien Futtermittel sicherstellen. Auch sind die Zielvorgaben des Soja Netzwerks nicht gefährdet: Futter-Soja wird zertifiziert, abholzungsfrei und mehrheitlich aus Europa in die Schweiz importiert. Und auch andere Futtermittel wie Weizen, Hafer, Gerste und Bruchreis werden neu mit ökologischen Auflagen beschafft.
Erfreuliche Schlüsselzahlen 2021 des Soja Netzwerk
Die knappe Verfügbarkeit von GVO-freier Soja aus Brasilien führte 2021 dazu, dass der Einkauf von europäischer Futter-Soja einen neuen Höchststand erreichte. Insgesamt wurden 258’110 Tonnen Futter Soja (Ölkuchen und Bohnen) in die Schweiz importiert. 204’937 Tonnen stammten aus Europa, was einem Anteil von 79.4% entsprach. Die Importe aus Brasilien gingen auf 46’326 Tonnen (17.9%) zurück. Insgesamt waren mindestens 93% der Schweizer Importe gemäss einem vom Soja Netzwerk anerkanntem Leitstandard zertifiziert. Europe Soya, ISCC PLUS und ProTerra waren die am häufigsten angewandten Leitstandards.
Keine Importe mehr aus Russland
Die Schweiz hat bis vor kurzem auch Futtermittel aus Russland und der Ukraine bezogen. Im März 2022 entschied eine Task Force des Soja Netzwerk, keine neuen Käufe von Futter-Soja aus Russland zu tätigen, womit eine wichtige Beschaffungsquelle wegfällt. Die Versorgungssicherheit der Schweiz mit GVO-freiem Futtermittel ist dadurch nicht gefährdet. Mit dem Verzicht auf Futter-Soja aus Russland nimmt das Soja Netzwerk seine Verantwortung wahr und geht den Weg des gemeinsamen Engagements konsequent weiter.
2022 könnte Europäischen Soja-Rekord bringen
Donau Soja-Präsident Matthias Krön bekräftigte an der Mitgliederversammlung diese Leistungen: «Das Soja Netzwerk ist europaweit ein Vorbild, wie eine ganze Branche freiwillig Verantwortung übernimmt und das Vertrauen in die Land- und Ernährungswirtschaft stärkt». Der Gastreferent aus Österreich schilderte die Lage und Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Matthias Krön plädierte dabei für Vernunft, Augenmass und eine faktenbasierte Diskussion: «Die Ukraine liefert nach wie vor auf dem Landweg, täglich erreichen uns Berichte von erfüllten Lieferverträgen. Auch für die neue Ernte 2022 rechnen wir mit der Ukraine, europaweit zeichnet sich sogar eine rekordverdächtig grosse Soja-Ernte ab.» Details dazu finden sich im Faktenblatt von Donau Soja, Stand April 22.